Kultur kämpft gegen das Vergessen
- Jörg Peterkord
- 18. Apr. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Kulturfestival Kamehameha auf der Kippe / Veranstalter fordern Hilfe
Die Lahrer Literaturreihe »Orte für Worte« und die Puppenparade fallen in diesem Jahr aus. Das Offenburger »KamehamehaFestival« fragt seine Fans: Lieber noch in diesem Jahr feiern oder besser mit Gewissheit im kommenden Jahr? Die Branche kämpft.

Von Jörg Peterkord
Offenburg. Rund 300 Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr für das Event gearbeitet. Das Wetter war auf ihrer Seite. Mehr als 8000 Menschen feierten eine große Party auf dem Offenburger Flugplatz. So wünschten es sich Fans und Veranstalter auch für dieses Jahr - bis zur Corona-Pandemie. Das elektronische Musikfestival unter freiem Himmel ist bereits vom 13. Juni auf dem 15. August verschoben worden.
Jetzt haben die Veranstalter via Instagram eine Umfrage unter der Fangemeinde gestartet, ob das Festival noch im September stattfinden oder auf das kommende Jahr verschoben werden sollte. Mit welcher Zielsetzung die Umfrage stattfindet, erklärte Veranstalterin Melanie Allgaier Isenmann unserer Zeitung.
Gibt es für September 2020 überhaupt noch eine Chance für das Festival?
In erster Linie stehe die Gesundheit der Gäste an erster Stelle, betont Allgaier-Isenmann: »Wir pflegen einen engen Austausch mit unserer Festival Community und daher haben wir eine Umfrage über unseren Instagram Kanal gestartet.« Es sei gerade jetzt wichtig, die Wünsche und Gedanken der Gäste nachvollziehen zu können.
Wenn die Mehrheit der Gäste sich eine Verschiebung auf 2021 wünschten, dann müssten die Veranstalter auch keinen Quantensprung« wagen, und versuchen, das Festival noch einmal auf Mitte oder Ende September zu verschieben. »So eine Verschiebung ist nämlich sehr aufwendig und kompliziert bei der Anzahl der Künstler aber gerade noch an der Grenze des machbaren. Größere Festivals, die über mehrere Tage stattfinden, können logistisch eine Verschiebung fast gar nicht stemmen. Die Möglichkeit einer Verschiebung hängt selbstverständlich immer davon ab, wie die Lage sich in den nächsten Monaten entwickelt«, so die Veranstalterin.
Wann wird entschieden?
Die Umfrage läuft noch bis Montag, 20. April. Dann soll es eine Entscheidung geben.
Wie reagieren die Fans?
Die Offenburger Veranstalterin freut sich über eine »unglaubliche hohe Resonanz«. Mehr als 1400 Fans haben sich in den ersten 24 Stunden n viele E-Mails und Nachrichten und schildern ihre Wünsche und Gedanken. Für uns ist es sensationell zu sehen wie wichtig
den Gästen unser Festival ist und wie viel Zeit sie sich nehmen um mit uns zu kommunizieren.
Welche Unterstützung wünschen sich Kulturveranstalter in dieser Phase von der Politik?
Es ist keine einfache Situation für alle Beteiligten. »Natürlich steht sie Politik auch hier vor einer großen Herausforderung. Gesundheit steht über allem – das ist auch unser Leitgedanke als Kulturveranstalter«, versichert Allgaier-Isenmann. Allerdings habe die Kultur und Veranstaltungsbranche keine solche große und vor allem dominante Lobby hinter sich wie etwa der Profi-Fußball oder gar die Kirche. Es sind nicht nur die großen Veranstalter die es unglaublich hart trifft, es sind die vielen kleinen Veranstalter, Künstler, Clubbetreiber, Techniker, Produktionsfirmen, Gastronomen, Ausstellungen und Lesungen. »Da die Kultur- und Veranstaltungsbranche in der ganzen Situation nahezu in Vergessenheit gerät, muss auch hier die dringend gehandelt werden und ein Maßnahmen- Katalog der Regierung muss her«, fordert die Veranstalterin aus Offenburg.
Können digitale Konzepte Lücken schließen?
Natürlich gebe es digitale Konzepte und »kreative« Ansätze um den Menschen trotzdem ein kulturelles Angebot zu bieten, aber dies ist alles irgendwann begrenzt. Doch die Kultur lebe von Begegnungen und emotionalen »Wir- Momenten«. »Das kann digital vor allem langfristig nicht kompensiert werden«, ist sich Allgaier-Isenmann sicher. Die Menschen bräuchten solche Erlebnisse um einen Ausgleich für ihren Alltag, Jobs und mehr zu finden. Gerade in der jetzigen verrückten und schwierigen Zeit fehle dieses Angebot umso mehr.
Absagen und Co.
In diesem Jahr wird es auch keinen Kultursommer in Gengenbach geben. Gerd Birsner, künstlerischer Leiter der über die Grenzen der Ortenau bekannten Sommerveranstaltungsreihe hatte die Programmplanung bereits abgeschlossen, teilen die Veranstalter mit. Das geplante Programm werde fast identisch auf das kommende Jahr verlegt, erklärte das Kultur- und Tourismusbüro.
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