Fechner freut sich auf den Friseur
- Jörg Peterkord
- 17. Apr. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Feb. 2021
Bund und Länder haben sich auf Lockerungen der Maßnahmen gegen das Coronavirus verständigt. Zustimmung erhalten sie dafür von fast allen Ortenauer Abgeordneten. Allein der AfD-Vertreter attestiert den Entscheidern mangelnden Mut.
Von Jörg Peterkord
Ortenau. Wie schätzen die Volksvertreter das verkündete neue Maßnahmenpaket ein? Wie wird es jetzt mit dem öffentlichen Leben weitergehen? Unsere Zeitung erhielt folgende Antworten auf
diese Fragen:
»Die Notbetreuung von Kindern muss ausgeweitet werden.« Sandra Boser, Grünen- Landtagsabgeordnete
Sandra Boser, Landtagsabgeordnete der Grünen, befürwortet, dass die Maßnahmen, die sie für überwiegend richtig halte bundesweit abgestimmt seien: »Diese müssen aber mit weiteren Maßnahmen, wie Mund-Nasenschutz und Hygienestandards, verknüpft werden. Wichtig ist, dass Abstandsregelungen und Kontaktbeschränkungen auch weiter eingehalten werden, damit weitere Schritte zum normalen Leben möglich werden. Die Öffnung der Schulen für die Abschlussklassen ist gut, um auch in diesem Jahr einen Abschluss zu gewährleisten.« So sei gesichert, dass es für Schüler im Ländervergleich keinen Nachteil gibt. Die Notbetreuung von Kindern müsse allerdings ausgeweitet werden.
»Der erste Schritt in Richtung Exit mit Augenmaß und Besonnenheit« Peter Weiß, CDU-Bundestagsabgeordneter
Peter Weiß, CDU-Bundestagsabgeordneter: »Ich halte das zwischen Bund und Ländern vereinbarte Vorgehen für sehr maßvoll und damit auch verantwortungsvoll. Dies ist der erste Schritt in Richtung Exit aus den Corona-Maßnahmen, der aber mit Augenmaß und Besonnenheit erfolgt. Selbstverständlich muten wir mit einer langsamen Lockerung den Bürgern weiterhin viel zu, aber aus meiner Sicht gilt es eine zweite Infektionswelle unbedingt zu vermeiden. Des Weiteren gehe ich davon aus, dass es zumindest eine teilweise Belebung des öffentlichen Lebens geben wird, da nun kleinere Geschäfte wieder öffnen dürfen und auch die Schulen langsam wieder starten.«

»Wir sind auf dem richtigen Weg zu einer neuen Normalität.« Marion Gentges, CDU-Landtagsabgeordnete
Marion Gentges, CDU-Landtags- abgeordnete, hält die gemeinsamen Beschlüsse der Regierungschefs von Bund und Ländern für angemessen und den richtigen Weg hin zu einer neuen Normalität. »Sie werden dem Erfordernis gerecht, mit Vorrang auf die Entwicklung der Infektionszahlen zu schauen und zu gleich Perspektiven für regelbasierte Lockerungen der Beschränkungen zu schaffen.« Die Krise und ihre Folgen werde die Menschen sicher noch lange begleiten und prägen. Es gelte, jeweils die Balance zu finden zwischen der Einschränkung von Grundrechten und dem Schutz von
Leben und Gesundheit der Bevölkerung.
»Es braucht jetzt klare einheitliche Regeln und keinen Flickenteppich.« Johannes Fechner, SPD-Bundestagsabgeordneter
Johannes Fechner, SPD-Bundestagsabgeordneter: »Unsere Maßnahmen gegen Covid-19 wirken, aber jetzt gilt es, die erheblichen Einschränkungen für Bürger und Firmen schrittweise zurückzufahren. Dabei braucht es jetzt klare einheitliche Regeln und keinen Flickenteppich. Kliniken und Pflegeeinrichtungen konnten sich dank des enormen Engagements der Mitarbeiter auf weitere Patienten gut vorbereiten. Auch ganz persönlich freue ich mich auf ein Ende der Einschränkungen, da auch meine Kinder daheim gelangweilt sind, weil ich mal wieder zum Friseur sollte und außerdem im Sommer gern mit Freunden grille.«
Thomas Seitz, AfD-Bundestagsabgeordneter: »Der Regierung fehlt Mut und Weitblick. Corona wird weiterhin nicht systematisch angegangen, da es hierzu einer massiven Steigerung der Zahl durchgeführter Tests bedarf. So fehlt den Ergebnissen die Aussagekraft, alle Maßnahmen stützen sich auf fehlerhafte Statistiken. Die Beschränkungen für Wirtschaft und Gesellschaft bleiben viel zu hart. Es braucht Vorsorge anstatt Verbote, denn Prävention ist unabhängig von Branche und Betriebsgröße möglich. Trotz teurer Subventionen wird es deshalb zu einer Pleitewelle kommen. Die AfD fordert weiterhin, den Ausnahmezustand konsequent herunterzufahren.«
»Erste Lockerungen sind unerlässlich für viele Unternehmen.« Thosten Frei, CDU-Bundestagsabgeordneter
Thorsten Frei, CDU-Bundestagsabgeordneter, sieht in der Vereinbarung ist eine sehr sachgerechte Reaktion auf die Entwicklungen in Deutschland. »Wir fahren weiter auf
Sicht, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Die Gesundheit der Menschen hat dabei oberste Priorität. Deshalb werden die Tests weiter massiv ausgeweitet. Es ist besonders wichtig, dass wir weiter Abstand halten.« Andererseits hält er erste Lockerungen für die Wirtschaft unerlässlich, um das Überleben vieler Unternehmen zu sichern. Er habe größtes Vertrauen in die Bevölkerung.
Das geht wieder
Alle Geschäfte bis zu 800 Quadratmeter Verkaufsfläche dürfen ab Montag öffnen. Unabhängig von der Verkaufsfläche können sich auch Kfz-Händler, Fahrradhändler, Buchhandlungen auf eine Wieder-eröffnung vorbereiten. Friseurbetriebe dürfen ab 4. Mai wieder öffnen. Bei allen Ladenöffnungen gelten verstärkte Hygiene- und Abstandsregeln.
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